Michikazu Matsune & Paul Wenninger im Tanzquartier
Wien – Mit viel Inszenierung versucht das Infotainment in TV und Internet, aus der Realität eine Fiktion zu machen. Im zeitgenössischen Tanz passiert gerade das Gegenteil. Da wird die Wirklichkeit durch Arbeit an der Erfindung wiederhergestellt.
Jedem der etwa 20 Besucher wird ein Platz auf der Bühne zugewiesen. Auf einer Kloschüssel zum Beispiel oder in einem Auto, hinter Musikinstrumenten, auf einem Siegerpodest. Eine Stimme vom Band listet Verschiedenheiten unter den Menschen auf, in wertungsfreier Nüchternheit. „Manche Leute gehen rückwärts. Manche schneiden Zwiebeln. Manche Leute spielen Trommel, als würde heute die Welt untergehen.“
Manche Leute, das sind wir. Auf die Liste folgt eine Komposition aus Sounds und Lichtwechseln. Alle Besucher kommen ins Scheinwerferlicht. Aus der Kloschüssel quillt Theaterrauch. Schwer, da sitzen zu bleiben. Also wechselt der umnebelte Zuschauer zu einer Hängeschaukel. Das ist es. Wir könnten etwas tun, aber wir sind nicht unbefangen genug.
Man fürchtet, sich zu blamieren, denn Kunst ist ein unsicheres Terrain. Alles Mögliche kann passieren, wenn der Theaterraum zur schwer einschätzbaren Umwelt wird, mit jedem Anwesenden zu spielen beginnt und die Fiktion so zur Realität macht. Kaum haben wir einigermaßen gelernt, uns im Cyberspace zu bewegen, schon lädt die Performance zur Navigation im Realraum ein. Am Ende ist Villareal das, was das Sample an Besuchern der inszenierten Struktur dazugibt – ein Lächeln, eine Geste, ein Gitarrenriff, ein Orts- oder Blickwechsel. Eine Kunst des Handelns.
(Der Standard – HELMUT PLOEBST, 22. April 2012)
Michikazu Matsune & Paul Wenninger im Tanzquartier
Wien – Mit viel Inszenierung versucht das Infotainment in TV und Internet, aus der Realität eine Fiktion zu machen. Im zeitgenössischen Tanz passiert gerade das Gegenteil. Da wird die Wirklichkeit durch Arbeit an der Erfindung wiederhergestellt.
Jedem der etwa 20 Besucher wird ein Platz auf der Bühne zugewiesen. Auf einer Kloschüssel zum Beispiel oder in einem Auto, hinter Musikinstrumenten, auf einem Siegerpodest. Eine Stimme vom Band listet Verschiedenheiten unter den Menschen auf, in wertungsfreier Nüchternheit. „Manche Leute gehen rückwärts. Manche schneiden Zwiebeln. Manche Leute spielen Trommel, als würde heute die Welt untergehen.“
Manche Leute, das sind wir. Auf die Liste folgt eine Komposition aus Sounds und Lichtwechseln. Alle Besucher kommen ins Scheinwerferlicht. Aus der Kloschüssel quillt Theaterrauch. Schwer, da sitzen zu bleiben. Also wechselt der umnebelte Zuschauer zu einer Hängeschaukel. Das ist es. Wir könnten etwas tun, aber wir sind nicht unbefangen genug.
Man fürchtet, sich zu blamieren, denn Kunst ist ein unsicheres Terrain. Alles Mögliche kann passieren, wenn der Theaterraum zur schwer einschätzbaren Umwelt wird, mit jedem Anwesenden zu spielen beginnt und die Fiktion so zur Realität macht. Kaum haben wir einigermaßen gelernt, uns im Cyberspace zu bewegen, schon lädt die Performance zur Navigation im Realraum ein. Am Ende ist Villareal das, was das Sample an Besuchern der inszenierten Struktur dazugibt – ein Lächeln, eine Geste, ein Gitarrenriff, ein Orts- oder Blickwechsel. Eine Kunst des Handelns.
(Der Standard – HELMUT PLOEBST, 22. April 2012)