If there

»If there« geht von der Vorstellung aus, dass ein Tanzprojekt verschiedene Genres miteinander verbindet – das Tanzen, das Licht, das Kostüm, die Musik, das Bühnenbild oder den Text. Diese verschiedenen Genres können perspektivisch miteinander verbunden werden, um den Tanz als zentrale Figur in Szene zu setzen, ihm ein Thema oder einen räumlichen Kontext zur Seite zu stellen. Nicht selten tendiert dieses Koordinieren der verschiedenen Genres zu einer Hierarchisierung der Disziplinen, die dem Tanz an der Spitze zu- oder untergeordnet werden. Analog folgt die institutionelle Aufteilung der verschiedenen Disziplinen dieser Hierarchie mit variablen Zentralisierungen. Je nach Genre und institutioneller Zuordnung bildet mal die Musik, mal der Film, die Kunst, der Text, der Tanz, das Kostüm oder die räumliche Inszenierung das Zentrum der hierarchisierten Aufmerksamkeit. Nicht selten werden die verschiedenen Genres für die Konstruktion eines Gesamtbilds so miteinander verbunden, dass ihre disziplinäre Heterogenität im Licht und zugunsten eines zentral gesetzten Genres verschwindet, um dann vereint im diesem aufzugehen.
»If there« geht von dem Versuch aus, diese Zu- und Unterordnungen der verschiedenen Genres aufzulösen und das hierarchische Band, das sie perspektivisch aneinander bindet, aufzubinden: Tanz, Kostüm, Licht und Text gehen in diesem Projekt eigene Wege, suchen sich je eigene Tempi und Orte ihres Erscheinens. Möglich wird dies durch die räumliche Situation, die sich im Souterrain der Akademie der bildenden Künste zwischen Aktsaal, Gang und Anatomiesaal anbietet – einem räumlichen Setting, das historisch den Blicken auf den Körper und in den Körper gewidmet wurde. »If there« ermöglicht dem Publikum mal dort und mal da nachzusehen, Ausschau zu halten nach dem Heterogenen, nach einer Differenz, die sich die verschiedenen Genres miteinander teilen, nach einer Differenz als verbindendem Motiv. Die Choreographie des Projekts entfaltet sich mit den Entscheidungen und Wegen, die der oder die BesucherIn individuell trifft oder wählt, dort zu verweilen, weiterzugehen, innezuhalten und die verschiedenen Ebenen und Genres zu verbinden.